Filmrolle
17.04.2025, von Redaktion

High on Drama: Warum Serien den Rausch so lieben

Ob Breaking Bad, Euphoria oder Skins – der Zustand des Rauschs zieht sich wie ein roter Faden durch viele der erfolgreichsten Serien der letzten zwei Jahrzehnte.

High on Drama: Warum Serien den Rausch so lieben

Ob Breaking Bad, Euphoria oder Skins – der Zustand des Rauschs zieht sich wie ein roter Faden durch viele der erfolgreichsten Serien der letzten zwei Jahrzehnte. Mal symbolisiert er Eskapismus, mal die Suche nach Sinn, mal den totalen Kontrollverlust. Dabei ist der Rausch kein reines Drogen-Thema – er kann körperlich, emotional, sozial oder sogar spirituell sein. Was uns dabei so sehr fesselt, ist die Mischung aus Identifikation, Faszination und der wohlig-dunklen Ahnung, dass auch wir selbst dem einen oder anderen Reiz nicht immer widerstehen könnten. Serien sind Spiegel – und der Rausch ist in ihnen oft das, was zwischen Wunsch und Warnung oszilliert.


Die Faszination des Ausnahmezustands: Warum Serien den Rausch feiern

Serien inszenieren den Rausch nicht nur als äußeres Ereignis, sondern als inneren Zustand. Der Charakter verliert sich – in Drogen, in Gefühlen, in der eigenen Weltanschauung. Diese Inszenierung macht süchtig: für das Publikum, das mitfühlt, mitleidet oder sich sogar selbst in den Geschichten wiederfindet. Der Rausch bietet in Serien eine Art kathartisches Moment – er erlaubt, etwas zu durchleben, was in der Realität oft tabuisiert ist oder gefährlich wäre. Und genau das macht ihn so reizvoll: Er erlaubt das Erleben von Grenzerfahrungen im sicheren Rahmen des Bildschirms.


„Der Rausch in Serien ist nie nur Deko – er ist Ausdruck innerer Kämpfe, unerfüllter Träume und gesellschaftlicher Extreme.“

Egal ob durch bewusstseinserweiternde Substanzen oder emotionale Überforderung – der Rausch wird in Serien oft als Folge von Überforderung, Reizüberflutung oder existenziellen Krisen dargestellt. Figuren geraten aus der Spur, vernachlässigen Beziehungen, zerbrechen an sich selbst. Und doch hat all das eine hypnotische Wirkung. Serien wie Euphoria oder The Bear schaffen es, das Chaos ästhetisch aufzuladen und den Zuschauer mit hineinziehen – nicht selten so intensiv, dass man sich fragt, wer hier eigentlich wen beeinflusst.

Auch in der realen Welt werden Rauschzustände – etwa durch Alkohol, Nikotin oder moderne Alternativen wie Elfbar Pods – zunehmend normalisiert. Gerade bei jungen Menschen gehören sie zum Alltag oder zur Selbstdarstellung dazu. Die mediale Inszenierung trägt ihren Teil dazu bei – nicht im Sinne von Werbung, sondern als kulturelles Narrativ.


Kontrollverlust als Stilmittel: Wenn Welten aus den Fugen geraten

Viele Serien nutzen das Thema Rausch, um die Brüche in der Realität ihrer Protagonist*innen sichtbar zu machen. Der Rausch wird zum visuellen Stilmittel – in Zeitlupen, verzerrten Klängen, Lichtblitzen, oder durch Perspektivwechsel, die das Innenleben der Figur greifbar machen. In Euphoria etwa wird der Substanzkonsum zur experimentellen Bildsprache: Farben flackern, die Kamera tanzt, Musik rastet aus. Der Zuschauer verliert sich mit der Hauptfigur in einem Strudel aus Euphorie und Kontrollverlust.

Doch nicht nur Drogenserien spielen mit diesen Stilmitteln. Auch in psychologischen Dramen wie Mr. Robot oder Legion verschwimmen Realität und Wahnsinn auf stilistisch ähnlich raffinierte Weise. Der Rausch kann hier auch ein Symptom psychischer Überlastung sein – oder ein bewusster Rückzug aus einer Welt, die als unerträglich empfunden wird. Die Kamera ist dabei nicht bloß Beobachter, sondern Mittäterin: Sie verführt, verzerrt, entgrenzt. Das Publikum wird so Teil eines Zustands, den es eigentlich nur konsumieren wollte.

Interessant ist, wie universell das Stilmittel „Rausch“ geworden ist. Es wird längst nicht mehr nur mit Substanzkonsum gleichgesetzt. Auch:

  • emotionale Überforderung durch Trauma oder Verlust,

  • Stresszustände wie in The Bear oder

  • Macht- und Kontrollfantasien wie in House of Cards

können im Serienkosmos zu rauschhaften Erlebnissen werden, die fast schon physisch spürbar gemacht werden.


Substance, Power, Pleasure: Welche Arten von Rausch es in Serien gibt

Der Begriff „Rausch“ ist vielschichtig – und genau das nutzen Serienmacher*innen zu ihrem Vorteil. Denn nicht jeder Rausch wird durch chemische Substanzen ausgelöst. In Serien existieren verschiedenste Formen, die das Thema auf emotionale, soziale oder psychologische Weise aufgreifen. Dabei steht stets eines im Vordergrund: das Entgleiten von Kontrolle – freiwillig oder unfreiwillig.

In der Darstellung unterscheidet sich der Rausch je nach Erzählziel. Während Serien wie Breaking Bad den klassischen Drogenrausch in den Fokus rücken, geht es in anderen Formaten um den Kick durch Macht, Liebe oder Erfolg. So zeigt etwa Succession einen emotional kalten, aber hochintensiven Machtrausch, der nicht minder zerstörerisch wirkt. You wiederum lässt den Liebesrausch in eine düstere Obsession kippen. Besonders interessant: Diese Zustände werden in der Regel nicht verurteilt – sie sind ambivalent, faszinierend und abschreckend zugleich. Genau diese Ambivalenz sorgt dafür, dass sich Zuschauer*innen nicht abwenden, sondern noch tiefer eintauchen.

Eine Übersicht zeigt, wie unterschiedlich Serien den Rausch inszenieren:

Rauschtyp

Typische Darstellung

Beispielserien

Substanzrausch

Alkohol, Drogen, bewusstseinsverändernde Mittel

Euphoria , Breaking Bad , Skins

Liebesrausch

Obsession, Verklärung, emotionale Abhängigkeit

You , Normal People , Sex/Life

Macht-/Ego-Rausch

Kontrollsucht, Narzissmus, sozialer Aufstieg

Succession , House of Cards

Adrenalinrausch

Gefahr, Extremsport, beruflicher Druck

The Bear , Grey’s Anatomy

Spiritueller Rausch

Grenzerfahrung, Entrückung, Sinnsuche

Nine Perfect Strangers , Maniac

Was all diese Varianten gemeinsam haben, ist ihre Funktion als narrative Verstärker: Sie beschleunigen Entwicklungen, konfrontieren mit Konflikten oder zwingen Figuren zur Selbstreflexion. Oft lassen sich auch mehrere Formen gleichzeitig erkennen – etwa, wenn eine Figur in einem Liebes- und Drogenrausch gefangen ist und dadurch auch die Kontrolle über ihren Job verliert. Die Grenzen sind fließend, genau wie im echten Leben.


Wenn Serien zum Spiegel werden: Was der Rausch über uns sagt

Serien reflektieren nicht nur gesellschaftliche Tendenzen, sie formen sie auch. Der Rausch als Motiv in Serien sagt oft mehr über uns als Gesellschaft aus als über die jeweilige Figur. Er zeigt unsere kollektive Sehnsucht nach Intensität – in einer Welt, die immer durchstrukturierter und regulierter erscheint. Der Rausch wird zum Gegengewicht zur Norm, zum Ausbruch aus dem Alltag. Und genau deswegen spricht er so viele Zuschauer*innen an: Er gibt Raum für all das, was sonst keinen Platz findet.

Nicht zu unterschätzen ist dabei der Einfluss auf Popkultur und Lebensstil. Der Konsum von Zigaretten oder Alkohol ist längst nicht mehr der einzige Weg, sich einen „Kick“ zu holen. Die mediale Präsenz von Alternativen – wie etwa Elfbar Pods – spiegelt sich subtil auch in der Bildsprache von Serien wider. Wenn Figuren cool in Szene gesetzt werden, während sie dampfen, feiern oder abstürzen, dann entsteht ein ästhetisches Narrativ, das nicht immer kritisch reflektiert wird – aber sehr wohl wirkt.

Viele Serien erzählen damit letztlich nicht nur Geschichten einzelner Figuren, sondern auch Geschichten über unsere Gegenwart. Über eine Gesellschaft, die zwischen Kontrolle und Kontrollverlust schwankt, zwischen Sehnsucht und Selbstzerstörung pendelt. Der Rausch dient dabei als Brennglas: Er vergrößert die innere Leere ebenso wie den ekstatischen Moment.


Serien, die den Rausch besonders eindrucksvoll inszenieren

Nicht jede Serie, die sich mit dem Thema Rausch beschäftigt, geht dabei auf die gleiche Weise vor. Manche sind grell und direkt, andere subtil und psychologisch vielschichtig. Es gibt Serien, die das Motiv als Kern ihrer Handlung nutzen, und andere, die es punktuell einsetzen, um bestimmte Entwicklungen zu forcieren. Doch einige Formate stechen besonders hervor, weil sie den Rausch nicht nur erzählen, sondern erlebbar machen – mit visueller Wucht, erzählerischer Raffinesse und emotionaler Tiefe.

Hier eine Auswahl an Serien, die das Thema besonders eindrucksvoll aufgreifen:

  1. Euphoria – Die HBO-Serie ist wohl der prominenteste Vertreter der neuen „ästhetisierten Rausch-Dramen“. Hier wird jede Emotion visuell überzeichnet, der Substanzkonsum zur existenziellen Erfahrung. Soundtrack, Kameraführung und Lichtsetzung erzeugen einen Sog, der süchtig macht – ganz wie die Erfahrungen der Hauptfigur Rue.

  2. The Bear – Auf den ersten Blick geht es hier um das stressige Leben in einer Restaurantküche, doch unter der Oberfläche brodelt ein Rausch aus Adrenalin, Wut, Trauer und Leistungsdruck. Die Serie macht spürbar, wie beruflicher Dauerstress zum rauschhaften Zustand werden kann.

  3. Breaking Bad – Der Klassiker unter den Drogenserien, aber mehr als das: Breaking Bad zeigt, wie ein Mensch durch Macht, Gier und Kontrolle selbst zum Rauschmittel für sich wird. Walter Whites Wandlung ist ein Paradebeispiel für narrative Eskalation durch Rausch.

  4. Skins (UK) – Lange vor Euphoria gab es Skins : Authentisch, dreckig, roh. Die Serie zeigt jugendliche Exzesse ohne ästhetischen Filter. Rausch ist hier nicht schick – er ist Flucht, Aufschrei und Selbstzerstörung zugleich.

  5. The Queen's Gambit – Eine weniger offensichtliche Wahl, aber genau deshalb so spannend. Die Serie zeigt, wie Rausch auch durch Kontrolle, Perfektion und Sucht nach Leistung entstehen kann. Zwischen Schachbrett, Tabletten und Einsamkeit entsteht ein stiller, aber intensiver Sog.

All diese Serien haben gemeinsam, dass sie den Rausch nicht nur als Problem oder Stilmittel einsetzen – sie nutzen ihn, um komplexe Innenwelten zu erzählen. Oft bleibt dabei offen, ob der Rausch der Figur schadet oder ihr überhaupt erst Zugang zu sich selbst verschafft. Diese Ambivalenz ist zentral für die Faszination des Motivs.


Was bleibt hängen, wenn der Rausch vorbei ist

Der Reiz des Rauschs in Serien liegt nicht nur im Eskapismus, sondern auch in der Konfrontation mit Grenzen – psychisch, moralisch, gesellschaftlich. Serien, die den Rausch thematisieren, zeigen uns, was passiert, wenn Kontrolle verloren geht. Sie stellen Fragen nach Identität, Verantwortung und Sehnsucht. Doch der Rausch endet nie im Nichts – er hinterlässt Spuren. Bei den Figuren, aber auch bei uns als Zuschauer*innen.

Es ist kein Zufall, dass viele dieser Geschichten in melancholischen Tönen ausklingen. Der Rausch selbst ist temporär – was bleibt, ist die Leere danach, oder im besten Fall: Erkenntnis. Serien, die das thematisieren, leisten weit mehr als Unterhaltung. Sie helfen dabei, gesellschaftliche Entwicklungen zu spiegeln und persönliche Prozesse anzustoßen. Gerade in einer Zeit, in der Reize und Überforderung allgegenwärtig sind, wird das Motiv des Rauschs relevanter denn je.

Und vielleicht ist genau das der Grund, warum in Serien den Rausch zu zeigen so effektiv ist: Weil es nicht nur um die Flucht geht, sondern auch um das, was man auf der anderen Seite findet – und ob man überhaupt zurückkehren will.



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